Teil B - Zeitdiskrete Signale und Systeme > Signalabtastung und Rekonstruktion > Ideale Abtastung und ideale Rekonstruktion > Bandbegrenzung des abzutastenden Signals > 

Ideale Abtastung und ideale Rekonstruktion

Bandbegrenzung des abzutastenden Signals

Das Abtasttheorem geht davon aus, dass das Signal bandbegrenzt ist. Reale Signale haben in praktischen Anwendungen aber im Allgemeinen keine harte Bandbegrenzung. Vielmehr ergibt sich ihre Bandbreite aus dem Tiefpassverhalten des Systems, das das Signal generiert, und dem Spektrum von überlagerten Störungen. Um den Einfluss der mangelhaften Bandbegrenzung zu reduzieren, kann ein analoger Tiefpass wie zum Beispiel ein RC-Glied zur Filterung eingesetzt werden. Er verhindert, dass sich in dem Spektrum höhere Frequenzanteile befinden als erwartet, und reduziert damit den Einfluss von Störungen. Das Tiefpass-Filter wird aufgrund seiner Funktion als Anti-Aliasing-Filter bezeichnet. Die Wirkung des Anti-Aliasing-Filters wird in Bild 2.12 veranschaulicht.

Bild 2.12: Wirkung des Anti-Aliasing-Filters auf die Bandbegrenzung des Spektrums X(ω) des Signals x(t)

Das Signal x(t) hat ein Spektrum, dessen Information im Nutzbereich - ωN < ω < ωN liegt. Es besitzt aber zum Beispiel aufgrund von Störungen ein breiteres Spektrum. Damit existieren auch oberhalb der als maximal angenommenen Bandbreite ωG Spektralanteile. Durch den Einsatz eines Tiefpass-Filters, das den Frequenzbereich ω < - ωN und den Bereich ω > ωN dämpft, ergibt sich bei dem neu entstandenen Signal ein Spektrum XTP(ω), das im Nutzbereich dem des ursprünglichen Signals entspricht, im übrigen Bereich aber stärker gedämpft ist. Dieses Signal kann wegen der geringeren Bandbreite ωGTP < ωG mit einer geringeren Frequenz abgetastet werden und der Rauschanteil wird durch die Bandbegrenzung reduziert.

In technischen Anwendungen wird deshalb praktisch immer ein Eingangstiefpass eingesetzt, dass das Spektrum des Eingangssignals auf die notwendige Bandbreite begrenzt. Die Spezifikation von Filtern und ihr Entwurf werden im Teil A dieser Buchreihe diskutiert.

Beispiel: Abtastung Drucksensor im Steuergerät

Für die Regelung des Ladedrucks von Turboladern werden Drucksensoren eingesetzt.

Der Drucksensor, der den Ladedruck misst, hat laut Datenblatt eine Zeitkonstante T = 0.1 ms. Das entspricht einer 3dB-Grenzfrequenz von

(2.19)

Das Motor-Steuergerät tastet das Signal mit einer Abtastzeit TA von 1 ms ab. Es ergibt sich eine Abtastfrequenz von

(2.20)

Das Abtasttheorem ist demnach nicht erfüllt. Außerdem sind dem Sensorsignal Störungen überlagert, die Spektralanteile weit oberhalb der Grenzfrequenz besitzen können. Zur Vermeidung von Aliasing-Effekten wird ein Anti-Aliasing-Filter eingesetzt. Es weist eine Zeitkonstante von TTP = 0.6 ms auf was einer 3dB-Grenzfrequenz von

(2.21)

entspricht. Durch den Einsatz des Tiefpass-Filters wird bei derselben Abtastrate das Abtasttheorem eingehalten. Das Filter hat eine Dämpfung von - 20 dB pro Dekade. Die sich aus der endlichen Steilheit ergebenden Effekte werden in Übungsaufgabe 2.7.10 diskutiert.